Daimler: Wenn der Motor klingelt

Vor zwei Wochen hat Daimler für sein Geschäftsjahr 2016 einen neuen Rekord gemeldet, nun wurde der Geschäftsbericht mit dem vollständigen Zahlenwerk vorgelegt. Die Analysten jubeln nicht nur wegen des beeindruckenden Nachsteuerergebnisses von 8,784 Milliarden Euro, sondern auch über das geringe KGV der Daimler-Aktie von 7,9.

Das klingt nach gutem Sound mit sattem Vortrieb. Aber wehe, man klappt die Motorhaube auf und sieht sich den aktuellen Geschäftsbericht genauer an. Da klingeln einem schnell die Ohren: Denn wer wissen will, wieviel PS der Konzern tatsächlich auf die Straße bringt, untersucht erst einmal, was vom Nachsteuerergebnis real in Cash übrig bleibt. Antwort: Weniger als rein gar nichts.

Daimler verbrennt Geld

Konkret: Der Free Cash Flow ist mit minus 4,756 Milliarden Euro tiefrot. Die 3,477 Milliarden Euro an Dividenden werden also nur mit neuen Schulden bezahlt werden können. Die Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen mussten um 371 Millionen Euro erhöht werden. Und der Anteil an Nissan-Renault im Wert von 2,178 Milliarden Euro wurde dem Daimler-Pensionsfonds übertragen. Ergo: Daimler hat 2016 rund 10,782 Milliarden Euro an Cash verbrannt.

Daimler ist hoch verschuldet

Die Nettoschulden inklusive Pensionsverpflichtungen betragen nun schwindelerregende 74,5 Milliarden Euro. Das Eigenkapital beträgt 58 Milliarden Euro. Unter dem Strich setzt Daimler also 132,5 Milliarden Euro an Kapital ein, um 10,782 Milliarden Euro zu verbrennen. Würde ein Mercedes so funktionieren wie der Konzern, der ihn baut, könnte man als Fahrer gar nicht so schnell tanken, wie der Motor Treibstoff verbraucht.

Die Daimler-Aktie ist überteuert

Den Analysten, die die Zahlen des jüngsten Geschäftsberichts bejubeln, halte ich meine eigene, ganz andere Einschätzung entgegen: Der Daimler-Konzern ist extrem hoch verschuldet und verbrennt jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge. Die Daimler-Aktie ist deshalb aus meiner Sicht maßlos überteuert.

Wer über hoch profitable Geschäftsmodelle jubeln möchte, sollte sich vielleicht lieber Gewinnmaschinen ansehen, die Waschmittel, Zigaretten, Hustenbonbons oder Kaffee-Pads verkaufen. Die wirken auf den ersten Blick vielleicht langweilig. Aber sie laufen. Und laufen. Und laufen. Ganz ehrlich: Ich finde es angenehmer, wenn die Kasse klingelt und nicht der Motor.

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