Nur Superlative können die Geschäftszahlen beschreiben. Denn erstens melden die Elektronikhersteller weltweit wegen der Corona-Lieferkettenstörung -vor allem fehlen Chips -stagnierende Umsätze oder sehr geringes Wachstum. Apple dagegen wächst zweistellig mit 11,2% auf 124 Mrd. USD nach sehr starkem Weihnachtsgeschäft. CEO Cook sagte im Call, man habe wegen des Versorgungsengpasses die weltweit hohe Nachfrage nicht voll bedienen können, die Lieferkettenstörung habe das Wachstum im Vergleichsquartal sogar stärker eingebremst. Cook nannte keine Zahl, aber im September-Quartal hatte der Engpass laut damaligem Hinweis von CFO Maestri 6 Mrd. USD Umsatz gekostet. Im abgelaufenen Quartal waren es also offenbar noch mehr – und dennoch wächst die Firma zweistellig. Sagenhaft! Es zeigt die Beliebtheit der Apple Produkte und wie stark die Marke Apple ist. Immer mehr Konsumenten lassen sich vom hochnützlichen und stetig breiteren Apple-ecosystem der vielen Services sowie von der hohen Qualität der Produkte überzeugen. Deshalb wächst die Zahl der aktiven Geräte stetig (jetzt 1,8 Mrd.) und die Kunden abonnieren immer mehr Services. So hat der Umsatz mit Software und Digital-Produkten im Berichtsquartal gewohnt dynamisch mit 23,8% auf 19,5 Mrd. USD zugelegt und das bei Rohmargen von mehr als 70% in diesem Bereich. Cook sieht im angelaufenen Quartal eine „leichte Entspannung“ auf der Beschaffungsseite.
Zweitens verdient Apple trotz Lieferkettenstörung mehr und mehr. So beträgt die operative Marge im abgelaufenen Quartal sehr hohe 33,5% und die Free Cash Flow-Marge beträgt ebenfalls sehr hohe 35,6%. Das Ebit legt um +23,7% auf 41,49 Mrd. USD zu, der Free Cash Flow um +25,2% auf 44,16 Mrd. USD. Die Cash Conversion Rate beträgt hohe 127,5%. Den Begriff „Skaleneffekte“ kann man im BWL-Lexikon u.a. auch durch „Apple“ ersetzen.
Dass Apple trotz Lieferkettenstörung die Rohmarge um 400 bps auf 43,8% ausbauen konnte, ist atemberaubend. Natürlich, ein Treiber ist zum einen das nach wie vor besonders dynamisch wachsende Servicegeschäft (diesmal, wie erwähnt, +23,8%), welches aktuell mit 72,2% eine fast doppelt so hohe Rohmarge hat wie das Hardwaregeschäft mit 38,4%. Weitere Treiber sind aber eine stetig steigende Produktionseffizienz, signifikante Größen- und Verbundvorteile, ein weiter verbesserter Produktmix und höhere Preise.
Insbesondere die teuren Produkte sind in allen Absatzregionen gefragt, ob beim Mac der „Pro“ oder beim iPhone das „Pro“ und das „Pro Max“. Apple war außerdem schon immer konservativer beim Lagervolumen, das ist teurer, zahlt sich jetzt gleichwohl aus – wobei sie das Volumen erstens wegen der Lieferengpässe im Quartalsvergleich rund 10% abgebaut haben. Zweitens sind die channel inventories zusammengesackt: die Mobilfunker haben im Weihnachtsgeschäft die brummende Nachfrage kaum bedienen können, weshalb Apple gleichsam alles ausgequetscht und bei den Auslieferungen an die Mobilfunker nachgelegt hat (da die Mobilfunker ihre Läger nun wieder auffüllen müssen, dürfte das im begonnenen Quartal den nächsten schönen Umsatzschub für Apple geben).
Und die Rekord-operative-Marge des Weihnachtsquartals hat Apple geschafft, obgleich sie bei F&E unverändert extrem investieren: alleine im Quartal 6,3 Mrd. USD (+22,1%). Die Innovations-Pipeline dürfte gut gefüllt sein für weiteres Absatzwachstum, auch mit neuen Produktkategorien. So verwies Cook während des Calls nochmals auf das hohe Potential aus Augmented Reality, das er immer öfter anspricht: „We see a lot of potential in that space, and are investing accordingly.“
Ein paar wichtige Details zum Berichtsquartal:
Alle Absatzregionen haben im hohen einstelligen oder im geringen zweistelligen Bereich zugelegt. China war dieses Mal mit +21,1% organischem Umsatzwachstum der regionale Treiber. In China sind nach wie vor die High End-Produkte wie das 13er Max Pro, das iPad Pro und der MacPro ganz besonders beliebt.
Bei der Apple-Hardware hat der Chip-Mangel dazu geführt, dass die Nachfrage besonders beim iPhone und ganz besonders beim iPad nicht befriedigt werden konnte, weshalb der iPhone-Umsatz leicht unterdurchschnittlich um 9,2% auf 71,3 Mrd. USD gewachsen ist. Der iPad-Umsatz ist deswegen sogar geschrumpft – um 14% auf 7,3 Mrd. USD. Der Mac-Umsatz hat mit 25,1% auf 10,9 Mrd. USD erneut sehr dynamisch zugelegt, dank des Pro; der Mac war auch weniger vom Chip-Engpass betroffen. Das Wearables-Geschäft hat mit 13,3% auf 14,7 Mrd. USD zugelegt. Services s. o., Treiber waren wie meist Pay, Apps und Cloud, auch das Abo-Geschäft ist weiter stark.
Weil Apple zuverlässig extremes, neues Cash produziert, haben sie nach wie vor das Luxusproblem, dass sie ihr vor mittlerweile fast sieben Jahren proklamiertes Ziel des Abbaus des „Cash-Bergs“ nicht wirklich erreichen. So haben sie im Quartal zwar für 20,5 Mrd. USD weitere Aktien zurückgekauft, die Quartalsdividende betrug 3,7 Mrd. USD. Aber der Quartals-Free Cash Flow ist nun eben einmal mit 44,16 Mrd. USD wesentlich höher. Apple dürfte das eh´ hohe Ausmaß beim Aktienrückkauf also nochmals erhöhen, die Dividende wird auch weiter steigen.
Bilanz: Das Net Cash beträgt aktuell 79,8 Mrd. USD, die Nettofinanzposition inkl. des net working capitals 37,6 Mrd. USD. Das Eigenkapital (EK) legt um +14% auf 71,9 Mrd. USD zu, die EK-Quote beträgt wegen der jahrelangen extrem hohen Aktienrückkäufe (mittlerweile > 600 Mrd. USD kumuliert) niedrige 18,9% (+90 bps).
RoCe FYe: um 300%!
Bewertung: Der Enterprise Value beträgt das 25,5fache des Free Cash Flows FYe bzw. 23,5fache des Free Cash Flows 2023e. Den Fair Value nach Discounted Cash Flow-Methode sehen wir bei 175 – 185 USD/Aktie.